Die Vernetzung der Systeme und die Hoffnung in eine universelle Schnittstelle

Erfahren Sie mehr von Thorsten Schütz, Klinikum Itzehoe, im Interview auf der DMEA Connecting Digital Health 2019, mehr über die Vernetzung der Krankenhaus-IT, die Interoperabilität der Systeme und wie diese Personal und Patienten unterstützen können.

Thorsten Schütz, IT-Leiter Klinikum Itzehoe über Vernetzung, Krankenhaus-IT und die Interoperabilität der Systeme

Wenn es um flächendeckenden WLAN und die Vernetzung der Systeme in Krankenhäusern geht, fehlt es in der Krankenhauslandschaft oft noch an den Basisvoraussetzungen. Wenn die Voraussetzungen erfüllt sind, kann man auch die ärztlichen- und die Pflegeprozesse optimal unterstützen. Im Klinikum Itzehoe werden mobile Anwendungen für die Dokumentation im ärztlichen- und dem Pflegebereich verwendet und erweisen sich als Motivationsschub für die Mitarbeiter. Wenn man mit dem iPad dort dokumentieren kann, wo die Daten anfallen und die Daten abfragen kann, wo sie nötig sind, entsteht ein echter Nutzen und man bekommt auch die Mitarbeiter dazu, diese Anwendungen intensiver zu nutzen. Für einen effizienten Datenaustausch müssen die Systeme natürlich gut miteinander vernetzt sein. Hier muss man allerdings feststellen, dass die Vernetzung mehr Zeit und Aufwand kostet, als man gemeinhin denkt. Bei Standard Schnittstellen muss man sehr viel Aufwand investieren. Wenn es dann mal nicht funktioniert, weiß man im Bereich Schnittstellen oft nicht, woran es liegt. Hier muss sich die Krankenhaus-IT besser aufstellen und den Anwendern schneller helfen können.

In den letzten 10 Jahren haben wir den Dokumentationsaufwand vereinfacht, aber die Ärzte und Pflegekräfte in der Unterstützung ihrer Arbeit vernachlässigt. Die aktuellen Entwicklungen im Bereich Künstliche Intelligenz könnten dies verändern, indem in der Diagnosefindung oder bei Therapievorschlägen sinnvolle KI-gestützte Vorschläge die Arbeit der Ärzte und Pflegekräfte erleichtert wird. Im Bereich eHealth ist heute viel in Bewegung und viele Akteure möchten nicht mehr länger warten. Krankenhäuser müssen sich entscheiden, mit wem sie kooperieren möchten und wie sie es verhindern können Schnittstellen zu schaffen, die nur für Einzellösungen funktionieren. Eine Hoffnung bleibt natürlich, dass es eine universelle Schnittstelle geben wird, die eine Vernetzung aller Systeme ermöglicht.

Würden Sie sich kurz vorstellen?

Mein Name ist Thorsten Schütz ich bin Leiter von der Abteilung IT- und Betriebsorganisation im Klinikum Itzehoe und zusätzlich tätig als Vorstand im Bundesverband der Krankenhaus IT-ler der KHIT.

Wie sieht es aus mit den grundlegenden Voraussetzungen in den Krankenhäusern oder speziell in Ihrem Krankenhaus mit der Vernetzung der Systeme, flächendeckendem WLAN?

Ja, man sieht ja wir reden über ganz viele Hightech Lösungen auch hier auf der Messe und wenn man sich so in der Krankenhaus Landschaft umguckt dann fehlt es doch oft noch sogar an den Basis Voraussetzungen. Also viele Krankenhäuser kämpfen noch immer mit den Voraussetzungen für WLAN und flächendeckender Vernetzung und ich glaube das sind so Punkte die müssen erst mal gegeben sein und dann hat man alle Optionen auch die Pflege und ärztlichen Prozesse optimal zu unterstützen.

Wie sieht es aus mit mobilen Anwendungen und Apps? Sind die Krankenhäuser da schon in der Anwendung oder noch in der Planung?

Also wir selber sind seit zwei Jahren mobil unterwegs für den Bereich Ärzte und Pflege und haben festgestellt, dass das nochmal einen deutlichen Motivationsschub für alle Mitarbeiter bringt. Das reine Dokumentieren ist ja grundsätzlich immer erst mal eine lästige Angelegenheit, egal ob auf Papier oder Digital, wenn man aber das Gefühl hat man läuft mit dem iPad umher und kann direkt an dem Ort dokumentieren wo die Daten anfallen oder hat sie auch immer dort zur Verfügung wo man sie braucht, erst dann kommt so ein echter Nutzen auf und dann gewinnt man auch die Anwender das Ganze wirklich intensiver zu nutzen.

Wie schaffen Sie es die Daten zum Beispiel aus den elektronischen Patientenakten in das KIS zu bekommen?

Die Voraussetzung, dass man das wirklich effektiv nutzen kann heißt natürlich die Systeme müssen gut miteinander vernetzt sein und da muss man auch feststellen das kostet mehr Zeit und Aufwand als man das gemeinhin denkt. An Standard Schnittstellen haben wir gemerkt man muss doch sehr viel Aufwand investieren und wichtig ist auch, dass die IT-Abteilung das nötige Know-how selber aufbaut, weil gerade im Bereich Schnittstellen ist es oft so, dass man wenn es dann nicht funktioniert nicht genau sagen kann woran es liegt. Also es wichtig, dass die IT-Abteilung gut aufgestellt ist und schnell den Anwendern auch helfen kann.

Wie sollten sich die digitalen Anwendungen, die heutzutage der Nutzung sind, weiterentwickeln, um auch durch KI einen Mehrwert herbeizuführen?

Man muss jetzt eigentlich anfangen. Jetzt haben wir die letzten zehn Jahre vieles was an Dokumentation anfällt im Krankenhaus optimiert, dadurch, dass wir es digital abbilden und jetzt zu Recht, fragen Ärzte und Pflege: Ja, wo ist denn unser Benefit. Klar wir haben sie ein bisschen entlastet von der Dokumentation aber sie möchten natürlich auch Unterstützung für ihre tägliche Arbeit zurück haben und ich könnte mir vorstellen, dass die aktuellen Entwicklung die im Bereich künstliche Intelligenz ja quasi explodieren, dass man dann für die Ärzte zum Beispiel in der Diagnoseerstellung oder in Therapievorschlägen sinnvoll konstruktive Vorschläge bekommt von so einem Programm oder auch vielleicht mal eine kleine korrigierende Maßnahme – hier hat sich ein Laborwert stark verändert, guck doch mal drauf. Das Arztbriefe diktieren das könnte ich mir vorstellen ist vielleicht in zehn Jahren auch hinfällig und überflüssig, weil eine KI in der Lage wäre alle Dinge selbstständig zusammen zu sammeln, zu bewerten, schon mal einen Arztbrief vor zu erstellen und der Arzt guckt dann nur noch drüber und sagt okay das sieht gut aus oder diesen Satz würde ich noch ändern und dann passt das so. Ich erhoffe mir eigentlich für die Ärzte und Anwender und die Pflege, dass ich sag mal so in den nächsten Jahren dann die echten Benefits rüberkommen.

Vielleicht zum Abschluss. Welches e-Health Thema oder Projekt liegt Ihnen persönlich momentan am Herzen?

Also ich finde es erst mal toll, dass im Moment im Bereich E-Health ganz viel tut und dass auch viele Akteure sagen, okay wir warten nicht mehr ab. Telematik ist auf gutem Wege, aber uns geht das noch nicht schnell genug und zum Beispiel die Krankenkassen bringen eigene Gesundheitsakten heraus. Als Krankenhaus ist es natürlich jetzt eine Herausforderung, mit wem verbinden wir uns und wie schaffen wir es nicht mit jedem eine Einzel Schnittstelle zu bauen. Gibt es vielleicht sozusagen diese universelle Schnittstelle, die wir einmal mit Aufwand aufbauen und sind dann gleich mit allen Akteuren im Gesundheitswesen vernetzt. Das wäre so unsere Wunschvorstellung und da hoffen wir, dass sich da in den nächsten ein zwei Jahren etwas tut.