Optimierung der Kommunikation als digitale Antwort auf bestehende Herausforderungen
Unsere Kliniklandschaft ist vielfältig, auch was ihre Herausforderungen angeht. Die aktuellen Fördermaßnahmen helfen Krankenhäusern, Digitalisierung zur Antwort auf viele dieser Herausforderungen zu machen. Dennoch sorgen Kostendruck und der insgesamt angespannte Arbeitsmarkt in Deutschland für ein dauerhaftes Spannungsfeld.
Daniel Bromberg, Healthcare-Lead für den deutschen Markt bei Zoom Video Communications, möchte den digitalen Entwicklungsstand nicht pauschalisieren: „Wir stellen uns die Frage: Wo kann die Optimierung der Kommunikation dem Krankenhaus helfen? Und da kommt es ganz auf den Einzelfall an. Die beste neue Lösung nützt nichts, wenn sie vom Personal nicht bedient werden kann. Oder wenn technische Gegebenheiten eine neue Lösung gar nicht erst zulassen. Wenn die Infrastruktur nicht zu den Vorhaben passt. Wir erleben, dass Anbieter bzw. Lösungen, die bereits im Verwaltungsbereich eingesetzt werden, in der gesamten Klinik ausgerollt werden sollen. Vielleicht weil schon Lizenzen bestehen, sicherlich aber mit der Vorstellung, dass das schon irgendwie passen wird. Dann stehen wir genau an dem beschriebenen Punkt: Büro-Lösungen lassen sich schwierig in den komplexen klinischen Bereich und dessen bestehende Infrastruktur integrieren.“
Akzeptanzveränderungen durch die Pandemie
Die Pandemie hat den gesellschaftlichen Blickwinkel auf viele Themen verschoben. Die Akzeptanz von Remote-Video ist gestiegen und entsprechend in der Bevölkerung angekommen. Nicht nur im Kontext von Homeoffice, auch im privaten Umfeld haben Videolösungen Einzug gehalten. Weil sie funktionieren, weil sie einfach zu bedienen sind und weil man damit selbst im Lock-down seine Liebsten sehen kann. „Uns hat das gezeigt, dass eine reine Videokonferenzlösung nicht das ist, was zukünftig auch gebraucht wird“, beschreibt Daniel Bromberg seinen Ansatz. „Videokonferenzlösungen müssen Teil einer Kommunikationsplattform sein. Wir möchten unseren Kunden eine Plattform bieten, die individuell anpassbar ist und alle denkbaren Themen enthalten kann. Im klinischen Bereich haben wir dabei besondere Anforderungen, bspw. an das Thema Qualität. Wer eine CT-Auswertung digital teilt, braucht bestmögliche Auflösung, um wirklich sicher zu sein, was darauf zu sehen ist. Oder Anforderungen an die räumliche Verortung: Ich denke an das Thema Tele-Intensivmedizin und eine entsprechende Lösung, bei der ein komplett mobiler Stationswagen mehrere Kameras als Inputquellen nutzt. Direkt auf Knopfdruck soll eine Video-Verbindung in eine angeschlossene Klinik stehen. Das konnten wir umsetzen. Der sogenannte Tele-Intensivwagen ist einfach zu bedienen und aus marktüblichen Standardkomponenten aufgebaut. Keine teuren Kameras, sondern frei verfügbare, die genau die geforderte Qualität mitbringen. Damit zahlen wir sowohl auf die Flexibilität der Lösung ein als auch auf das Thema Kosten.“
Nach der Industrie-Sicht auf die Kernprozesse eines Krankenhauses gefragt, skizziert der Experte für Video die einzelnen Abschnitte. Einen Anwendungsfall kann Daniel Bromberg sogar vor den eigentlichen Krankenhausprozessen ausmachen: Video im Rettungswagen – die Möglichkeit für Ärzte, per Augmented-Reality-Brille noch vor Ankunft im Krankenhaus einen Blick auf den Patienten und seine Verfassung zu werfen und damit die Ankunft besser vorbereiten zu können.
Bei der regulären Aufenthaltsplanung liegen Informationsveranstaltungen nahe, die digital stattfinden und damit zumindest auf Patientenseite deutlich Wegezeiten sparen und die Akzeptanz erhöhen. Im Abschnitt der Patientenaufnahme kann eine digitale Rezeption umgesetzt werden; bereitstehende Videos liefern Informationen, beispielsweise über Check-in-Terminals vor Ort. In der Diagnostik ist es wichtig, die bestmögliche Versorgung für den Patienten zu erreichen. Vielleicht steht dem aber die räumliche Verteilung spezialisierter Ärzte entgegen, die per Video zusammengebracht werden können. Tumorboards arbeiten bereits in dieser Form, hier finden Telekonsile statt – das kann auch über alle Fachbereiche einer Klinik hinweg genutzt werden. Oder der Arzt kommt per Video-Verbindung direkt an eine krankenhausbettnahe Lösung und kann sich mit seinem Patienten austauschen. „In anderen Märkten sehen wir solche Lösungen bereits in der Praxis. Fest verbaute Videokonferenzanlagen in Patientenzimmern ermöglichen eine Arzt-zu-Patient-Verbindung und auch mit dem Pflegeruf lässt sich die Anlage kombinieren. Prozesse werden dadurch effizienter, Wegezeiten eingespart“, blickt Daniel Bromberg auf Erfahrungen aus anderen Zoom-Märkten. „Auch im Anschluss an die Entlassung kann dem Patienten ein Video-Zugang ermöglicht werden – zeitlich begrenzt nach einem komplizierten Eingriff, um zu vermeiden, dass der Patient bei jeder Unklarheit zur Abklärung wieder in die Klinik fährt. Das entlastet zudem die Klinikressourcen.“
Tumorboard als Erfolgsstory in Sachen Video
Video-Lösungen sind im Bereich der Tumorboards schon lange angekommen. Aber worauf genau gründet sich dieser Erfolg? Hier wird auf die Fachmeinung räumlich verteilter Experten zurückgegriffen, die sich dank Video nicht mehr an einem Punkt einfinden müssen. Die Zeitersparnis durch den Wegfall persönlicher Treffen ist offensichtlich und durch diesen Wegfall eröffnen sich wesentlich größere Netzwerke.
„Für uns ist das ein Musterbeispiel der Optimierung von Prozessen und der Reduktion von Wegen“, erklärt der Video-Experte die Entwicklungen im Bereich der Tumorboards. „Es hat sich gezeigt, dass es funktioniert. Hier ist ein Anfang genommen worden, der auch demographischen Trends gerecht wird: Patienten werden mit der Bevölkerung zusammen älter, die Arztdichte auf dem Land nimmt wohl tendenziell ab und Wege werden länger. Der Gedanke geht damit über ein Tumorboard hinaus, hin zu allgemeinen Anforderungen, die sicherlich auf uns zukommen.“
Digitalisierung im Krankenhaus der Zukunft
Um das Gesundheitssystem in Deutschland auf gute Füße zu stellen, muss die anstehende Digitalisierung der Kliniklandschaft gut umgesetzt werden. Das Krankenhauszukunftsgesetz und die Fördermittel haben hier schon viel angestoßen, aber vieles ist auch nicht einfach umzusetzen. Die Klinikverantwortlichen müssen für sich selbst definieren, welcher Schritt der erste ist und welche Schritte danach kommen. Einen letzten Schritt wird es in dieser Richtung vermutlich gar nicht geben können. Bei Zoom setzt man in diesem Zuge darauf, Krankenhäusern eine Digitalisierungsplattform der Kommunikation zur Verfügung zu stellen, eine offene Lösung, die verschiedene Industriepartner zusammenbringen kann. Im Umkehrschluss der Offenheit soll ein Anreiz gesetzt werden, nicht jeweils eigene Videolösungen zu entwickeln, sondern die Synergien zu nutzen, die Zoom bietet.
„Ist es sinnvoll, eine Videokonferenz-Funktionalität in ein Patientenportal zu integrieren? Absolut. Aber sollten Anbieter deshalb selbst Kompetenzen in diesem Bereich aufbauen und eine eigene Umsetzung anstreben? Ich glaube, und hier bin ich bei meiner Vision des Krankenhauses der Zukunft, sicherlich nicht. Es werden Partner überall dort zusammenarbeiten, wo zu beiderseitigem Vorteil Kernkompetenzen in die Partnerschaft eingebracht werden können. Daraus ergibt sich ein Bild, in dem überzeugende Lösungen in allen Bereichen zum Einsatz kommen und in dem nicht jeweils individuell ein Standard geschaffen wird. Das Krankenhaus der Zukunft wird hier für viele Themen einen Konsens gefunden haben“, blick Daniel Bromberg auf die nächsten Jahre. „Und ich bin überzeugt, dass Zoom hier einen wesentlichen Beitrag leisten wird.“ Dennoch gibt es auch für Daniel Bromberg Konstanten in der Entwicklung. Die altruistische Einstellung des Personals gegenüber den Patienten und der persönliche Bezug werden auch in Zukunft bestehen bleiben. Auf der Soll-Seite findet sich über alle Bereiche hinweg ein deutlicher Mehrbedarf an Ressourcen. „Es wird auch in Zukunft nicht so sein, dass wir Probleme dadurch lösen können, dass wir einfach mehr Geld zur Verfügung stellen. Kreativität bleibt gefragt“, schließt der Healthcare-Lead das Gespräch.