Digitalisierung im Gesundheitswesen trotz strengem Datenschutz?
Lesen Sie hier wie Frans Blok, Conzima HealthCare GmbH, Datenschutz, sowie Chancen und Hürden der Digitalisierung im Gesundheitswesen bewertet.
Durch Digitalisierung kann man wertvolle Arbeitskräfte wie Ärzte und Pfleger entlasten
Auf dem Hauptstadtkongress haben wir mit Frans Blok, Geschäftsführer der conzima HealthCare GmbH, über Chancen und Hürden der Digitalisierung im Gesundheitswesen gesprochen.
Mein Name ist Frans Blok, ich war in den letzten Jahren Geschäftsführer in einem kommunalen Krankenhaus mit 600 Betten und ungefähr 2000 Mitarbeitern in Osnabrück. Wir haben dort in den letzten Jahren viel geändert, da das Krankenhaus in großen wirtschaftlichen Problemen verkehrte. Wir haben es in drei Jahren geschafft aus den roten Zahlen hin zu schwarzen Zahlen zu kommen.
Wie sehen Ihre Erfahrungen aus hinsichtlich der Prozessoptimierung im Krankenhaus, vor allem durch digitale Lösungen?
ja daran kommt man nicht vorbei. Bevor ich im Gesundheitswesen tätig war, war ich in anderen Branchen tätig, etwa in der Industrie und im Bankensektor. In diesen Bereichen ist die Digitalisierung schon viel weiter fortgeschritten als im Gesundheitswesen. Im Gesundheitswesen gibt es diesbezüglich großen Aufholbedarf, um die Chancen der Prozessoptimierung durch Digitalisierung, hier auch nutzen zu können.
Wo sehen Sie den derzeit die Barrieren und Herausforderungen der digitalen Transformation für die Krankenhäuser?
Ja, Nummer eins ist natürlich, dass alle es wollen, aber keiner Geld zu Verfügung stellt. Das ist natürlich das Hauptproblem. Aber, ich bin der Meinung, dass man diese Investitionen trotzdem tätigen sollte, weil sie sich auch zurück verdienen. Und neben den wirtschaftlichen Effekten gibt es den Fachkräftemangel, der eigentlich das größte Argument ist. Durch Digitalisierung kann man natürlich wertvolle Arbeitskräfte wie Ärzte und Pfleger auch entlasten.
Wo sehen Sie die größten Chancen der intersektoralen Vernetzung im Gesundheitswesen?
Das ist natürlich auch ein bisschen vom Gesetzgeber abhängig. Das ist im Augenblick natürlich ein großes Hindernis. Aber wenn man dort mit vernünftigen Schnittstellen das hinbekommt und der Gesetzgeber das begleitet, dann sollte es eigentlich normal sein, dass man eine Gesundheitskarte hat und das alles drauf ist, egal ob es stationär, ambulant oder was auch immer ist.
Wie können Krankenhäuser durch eine Überarbeitung Ihrer bestehenden Prozesse, die Chancen zu Prozesskonsolidierung und Prozessoptimierung bestmöglich nutzen Ihrer Meinung nach?
Das ist eine einerseits eine Frage organisatorischer Änderungen, anders denken, ohne IT, sozusagen als Facilitator. Als Tool wird man das nicht hinbekommen. Man kann sich Beispiele aus anderen Branchen nehmen, die dies auch geschafft haben.
Ziel ist es, alle für die Leistungsprozesse notwendige Daten in aktueller Form, zu jeder Zeit und an jedem relevanten Ort für die Behandlung der Patienten zu Verfügung zu stellen. Wie können technologische Innovationen bestmöglich zu einer effektiven Datenkommunikation beitragen?
Mann muss einerseits schauen, was man mit der Diagnostik machen kann und wie man die medizinische Qualität verbessern kann. Thema: Künstliche Intelligenz. Die Maschine kann natürlich nicht alles, aber hat bestimmte Stärken, die der Mensch nicht hat. Der Mensch muss natürlich trotzdem immer die Endkontrolle haben. Bei der Vernetzung ist aus meiner Sicht ein Hauptthema, auch aufgrund des Fachkräftemangels, dass man medizinische Daten, die digital sind, auch zwischen Ärzten austauschen können sollte. So, dass zum Beispiel auch ein Facharzt, mit einer bestimmten Spezialisierung aus München, sein Know-how einem kleinen Krankenhaus in Niedersachsen zu Verfügung stellen kann.
Und wo sehen Sie Barrieren bezüglich Usability und Akzeptanz der Technologien? Wie kann diesen Herausforderungen begegnet werden und ist es eine unberechtigte oder eine begründete Skepsis?
Es gibt natürlich auch vor allem in Deutschland das Thema Datenschutz. Der Datenschutz in Deutschland ist einer der strengsten der Welt. Aber das ist machbar und auch nicht schlecht. Das Risiko ist natürlich da, dass der Patient seine Daten zu Verfügung stellt, weil er sich dadurch eine bessere Behandlung erhofft, die Daten aber in Besitz von Firmen kommen, die dann damit Gewinne erzielen. In dieser Hinsicht ist es interessant zu sehen, was hier in den nächsten Jahren passieren wird.
Zum Abschluss noch eine persönliche Frage. Nutzen Sie selbst schon Gesundheits-Apps und was sind Ihre Erfahrungen damit?
Ich benutze bis jetzt noch keine Gesundheits-Apps, weil ich sie bisher glücklicherweise noch nicht gebraucht habe. Aber vielleicht kommt das noch.