Digitalisierung im strategischen Krankenhauseinkauf
Die Digitalisierung des Gesundheitswesens fängt vor allem in den Krankenhäusern an. Lesen Sie wie die Strategien zur Digitalisierung auch im Einkauf erfolgreich sind und welche Erfahrungen Experten in diesem Umfeld bereits gemacht haben.
POLAVIS im Gespräch mit Stefan Krojer – Leiter Strategischer Einkauf Johanniter Competence Center
Inwieweit wird die Digitalisierung den Krankenhauseinkauf verändern? Was sind die kurz- und langfristigen Veränderungen, die Sie da sehen?
Natürlich hat der globale Trend der Digitalisierung auch im Krankenhauseinkauf einen ganz konkreten Einfluss: Wenn der zukünftige Patient bereits mit digitalen Daten ins Krankenhaus kommt und auch anschließend bei der Entlassung digitale Daten in die Patientenakte übertragen bekommt. Da spielen natürlich die beschaffenden Materialien auch eine große Rolle, d.h. wie schaffen wir es, saubere Daten zum Produkt, zum Patienten zuzuordnen und dann auch dafür zu sorgen, dass im Falle eines Produktes, das man zurückrufen muss, wir schnell in der Lage sind, den Patienten zu kontaktieren und somit für Patientensicherheit zu sorgen. Also es geht um Supply Chain Management hauptsächlich.
In welche digitale Lösung sollten Krankenhäuser Ihrer Meinung nach investieren?
Im Krankenhaus gibt es den strategischen Einkauf und den operativen Einkauf. Wenn Sie zum Beispiel ein Ultraschallgerät kaufen, müssen Sie erst schauen, von welchem Lieferanten und das ist ein Prozess von der Identifizierung des Lieferanten bis zum Vertrag. Und dann der Prozess, der operativ stattfindet, dass Sie diese Produkte dann regelhaft kaufen, das nennt sich dann: vom Einkauf zur Rechnungsstellung. Also Sie müssen erst einmal diese Prozesse, die Brot-und-Butter-Prozesse, digitalisieren, als Grundbasis. Das erfordert gute Stammdaten, die in den Systemen sind. Wenn man das geschafft hat, erst dann kann man für weiteres Mehrwerte schaffen, damit die Daten, die durchlässig sind, auch in die digitale Patientenakte kommen und da spielt auch die Zusammenarbeit mit Lieferanten zukünftig eine sehr wichtige Rolle.
Welche Strategien fahren Sie, als strategischer Leiter, beim Einkauf für Ihre Häuser? Wo liegen Ihre Prioritäten und was ist für Sie weniger relevant?
Wir haben eine dreistufige Strategie. Die erste Stufe ist es, die Systeme erst einmal zu konsolidieren, also konkret unsere ERP/SAP-Systeme auf einen Mandanten zu konzentrieren, wir haben 8 Krankenhäuser, sodass wir da ein System haben, eine Datenbank und die Daten da sauber sind. Wenn wir das geschafft haben, kommt dann die zweite Stufe, wo wir diese sauberen Daten über eine eProcurement-Plattform transagieren, also den Prozess von der Bestellung bis zur Rechnungsstellung komplett digitalisieren. Das erfordert auch, dass die Lieferanten bei dieser Plattform mitmachen. Denn nur, wenn sie angeschlossen sind, ist ein durchlässiger Prozess möglich. Die dritte Stufe ist dann die Integration von allen sogenannten Business Applikationen, Vertragsmanagement, Rechnungsdigitalisierung und die zunehmenden neuen Apps, die auch die Lieferanten auf den Markt bringen, die einen zusätzlichen Nutzen über das Produkt hinaus gewährleisten.
Welche Veränderungen wünschen Sie sich für die nahe Zukunft, was die Digitalisierung im Gesundheitswesen angeht?
Im Bereich des Einkaufes haben wir den Käufer und den Verkäufer und natürlich den Patienten. Wir sollten alle den Blick auf den Patienten legen und gemeinsam die Karten offen auf den Tisch legen. Natürlich geht es auch weiterhin um Verhandlung, um knallharte Verhandlungen, sodass wir einen guten Preis haben, aber zukünftig geht es mir nicht mehr nur um das Produkt und den Preis, sondern auch den Mehrwert, den wir für den Patienten bringen. Und da lassen Sie uns offen und gemeinsam mit den Lieferanten Lösungen bauen im Sinne von: Co-Creation und wie bekommen wir Innovation ins Krankenhaus.
Vielen Dank für das Gespräch!