BDO-DKI-Studie 2023 – Personalnotstand der Gesundheitsversorger

Den Pressemeldungen des Deutschen Pflegerats e. V. (DPR) war im Oktober 2021 im Zusammenhang mit den damaligen Koalitionsverhandlungen zu entnehmen, dass die Pflege personell am Limit sei. Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerats, bezeichnete die „Pflege-Katastrophe“ als ein kommendes Megathema der 20er-Jahre. Im darauffolgenden Jahr titelte eine pwc-Studie „Wenn die Pflege selbst zum Pflegefall wird“ und unterstrich, dass der Fachkräftemangel die Gesundheitsversorgung in Deutschland gefährde.

„Fachkräftemangel ist keine exklusive Herausforderung des Gesundheitswesens, er zeigt sich dort aber an systemrelevanter Stelle“, blickt Dr. Manuel Iserloh, Geschäftsführer POLAVIS, auf die personelle Situation in der Pflege und die betreffenden Veröffentlichungen. „Die Defizite waren seit langem absehbar und es herrscht überwiegend Konsens, was deren Ursachen angeht. Nur auf Rahmenbedingungen zu setzen, die einen Personalaufbau ermöglichen, ist zu kurz gedacht und auch für die meisten Versorger finanziell nicht tragbar. Wir begreifen Technologie und Innovationen als Ausweg, um mit dem bestehenden Personalstamm mehr Pflegebedarf abzudecken und gleichzeitig der Fluktuation entgegenzuwirken: weniger Administration, dafür mehr Zeit für Patienten – weniger Frust und dafür mehr echter Arbeitsinhalt. Das Krankenhauszukunftsgesetz ermöglicht Krankenhäusern, diese notwendige Digitalisierung jetzt zu vollziehen. Dadurch öffnet sich allerdings eine neue Flanke, die sehr treffend in einer aktuellen Studie von BDO und dem Deutschen Krankenhausinstitut (DKI) beschrieben wird. Auch die krankenhauseigene IT-Abteilung konnte in den vergangenen Jahren nicht in dem Maße auf- und kompetenzbezogen ausgebaut werden, wie die Umsetzung der Fördertatbestände des KHZG es erfordern.“

Herausforderungen der Personalknappheit

Die demografische Entwicklung in Deutschland sorgt für einen weiterhin ansteigenden Bedarf an Pflege und entsprechend prekär sind Situation und Aussicht beim klinischen Pflegepersonal. Die Personalknappheit wird sich voraussichtlich nicht ändern. So urteilen BDO und DKI, die Herausgeber der Studie „Personalnotstand im Krankenhaus – Quo vadis?“, und rufen die Krankenhäuser zum Handeln auf.

BDO-DKI-Studie 2023 – Personalnotstand der Gesundheitsversorger POLAVIS Magazin

„Wirklich neu sind die in der Studie aufgeführten Handlungsoptionen nicht, dazu besteht die Herausforderung schon zu lange und wurde zu oft diskutiert. Sicherlich richtig ist aber die Aussage, dass der Pflegeberuf attraktiver werden muss und dass dabei nicht die finanziellen Aspekte im Mittelpunkt stehen dürfen, sondern der Erfüllungsgrad der Werthaltung der Mitarbeitenden. Wer in die Pflege geht, möchte am Menschen arbeiten und dadurch Bestätigung erfahren“, glaubt Dr. Iserloh. „Weniger zustimmen kann ich dem Gedanken, dass die deutschen Krankenhäuser untereinander hinsichtlich der Pflegekräfte in großem Wettbewerb stehen. Blickt man auf die gesamte Kliniklandschaft, ringt das Gesundheitswesen eher darum, sein Pflegepersonal nicht in andere Betätigungsfelder abwandern zu sehen. Den tatsächlichen Wettbewerb halte ich für regional begrenzt, gerade bedingt durch Gehaltsdimensionen, die vermutlich niemanden zu einem beruflich motivierten Wechsel von Flensburg an die Alpen verleiten. Am Ende ist die Situation regional in den einzelnen Häusern zu vergleichbar und zu transparent.“

Lösungsweg Digitalisierung

Das Krankenhauszukunftsgesetz legt besonderen Fokus auf die Digitalisierung der Krankenhäuser und damit auch auf eine der angeführten Handlungsempfehlungen: gezielter Abbau von Dokumentation und Administration in den Gesundheitsberufen und eine weitreichende Digitalisierung der Dokumentation und anderer Prozesse im Krankenhaus.

„Als Anbieter KHZG-konformer Patientenportale können wir diesen von BDO und DKI ebenfalls herausgearbeiteten Gedanken naturgemäß nur unterstreichen. Der Einführung einer Portallösung liegt die Digitalisierung bestehender Prozesse zugrunde. Im Zuge der Digitalisierung werden gewohnte Abläufe hinterfragt, um nicht nur Bestehendes zu elektrifizieren, sondern mit diesem Veränderungsprozess tatsächlich Abläufe zukunftsfähig auszugestalten. Für die Mitarbeitenden bedeutet die Einführung eines Patientenportals reduzierte administrative Belastung zugunsten präferierter Arbeitszeit, die am Patienten verbracht wird. Kliniken gelingt es, ohne Personalmaßnahmen die personellen Defizite in der Pflege anteilig abzubauen. Wenig überraschend bestätigen unsere Kunden: Dokumentations- und Verwaltungsvorgänge, die komplett entfallen oder automatisiert im Portal erfolgen, werden nicht vermisst. Dieser Wandel hin zum Krankenhaus der Zukunft steigert die Attraktivität der Versorger am Arbeitsmarkt und bindet wertvolle Arbeitskräfte längerfristig ans Haus.“

Geringes Personalwachstum der klinischen IT-Abteilungen

Während Pflegekräfte in ihrer Ausübung an die einzelnen Bereiche des Gesundheitswesens gebunden sind, gehören die Mitarbeiter der klinischen IT-Abteilungen zu den patientenfernen Abteilungen, die grundsätzlich in allen Branchen arbeiten können. IT-Fachkräfte finden über alle Branchen hinweg Betätigungsfelder. BDO und DKI formulieren dementsprechend die Gewinnung von IT-Mitarbeitern als große Herausforderung in den Digitalisierungsbemühungen der Häuser. Insbesondere, da hier eine Wettbewerbssituation mit Attraktivität und Vergütungsmodellen anderer Arbeitgeber besteht.

„Der Digitalisierungsdruck, der durch das Zukunftsgesetz entstanden ist und seit einigen Jahren schon auf die Versorger einwirkt, ist enorm. Man könnte leicht vermuten, dass die hauseigenen IT-Abteilungen entsprechend ihres Bedeutungsgewinns seitdem auch überproportional gewachsen sind. Aber dem ist nicht so und das zeigt die Studie auch ganz deutlich. Im Vergleich zur Prä-KHZG-Zeit beziffern BDO und DKI den Personalzuwachs gerade mal auf etwas mehr als 20 Prozent.“

Herausforderungen gemeinsam mit erfahrenen Partnern meistern

Krankenhäusern fällt es schwer, IT-Stellen adäquat zu besetzen – bezogen auf das gesamte Stellengemenge sogar noch deutlich schwerer als in anderen Berufsgruppen. Zusammen mit den sich schließenden Zeitfenstern der Förderlandschaft wird der Fachkräftemangel im IT-Bereich dadurch zur zentralen Herausforderung. „Die in der Veröffentlichung benannten Gründe für die Stellenbesetzungsprobleme sind finanzieller Natur, denn andere Tarifstrukturen erlauben ganz andere Gehaltsbänder. Zudem sind die Stellenprofile in der Krankenhaus-IT nicht für alle Fachkräfte passend. Nicht zustimmen möchte ich aber dem Gedanken, dass das Image des Krankenhauses als Arbeitgeber zu wenig attraktiv ist, denn die Arbeit im Gesundheitswesen ist sinnstiftend und erfüllend. Auch der Gestaltungsspielraum, den die Häuser ihren IT-Abteilungen auf Basis des Zukunftsgesetzes einräumen und einräumen müssen, ist enorm“, fasst Dr. Iserloh seine Erfahrung im Gesundheitswesen zusammen. „Mit der Digitalisierung sind große, weitreichend und zukunftsrelevante Projekte verbunden. Die personellen Unzulänglichkeiten werden sich kurzfristig nicht beheben lassen, gleichzeitig sind inzwischen die letzten Monate der Fördermittelbeantragung angebrochen, die Zeit drängt also. Wir haben POLAVIS aufbauend auf einer tiefen und langjährigen Expertise im Gesundheitswesen gegründet. Das hilft uns dabei, unseren Kunden auch hinsichtlich ihrer hausinternen IT-Prozesse und -Herausforderungen beratend beizustehen. Gemeinsam denken wir Probleme nicht nur an, sondern wir durchdenken sie, finden die passenden Lösungen und stehen bis zum Ende für das Erreichen ein.“