Investitionen in Personal und digital gestützte Prozesse im Gesundheitswesen
Investitionen in Personal und digital gestützte Prozesse im Gesundheitswesen
POLAVIS im Gespräch mit Dr. Dr. Dirk Knüppel, Geschäftsführer der ARTEMIS Augenkliniken auf dem Haupstadtkongress für Medizin und Gesundheit 2019 in Berlin
Lesen Sie das vollständige Interview zu digitalen Prozessen!
Der Krankenhaus Rating Report 2019 prognostiziert ein Ende des Wachstums im Gesundheitswesen, gleichzeitig bedarf es einiger Veränderungen um den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen gerecht zu werden. Welche Investitionen halten sie für besonders wichtig für eine gut funktionierende Gesundheitsversorgung der Zukunft?
Also ich glaube, dass zwei Investitionen extrem wichtig sind. Das eine sind Investitionen ins Personal und das zweite Digitalisierung. Was meine ich mit Personal? Löhne und Gehälter müssen attraktiv sein, aber das ist keine Investition sondern man muss glaube ich mehr in bessere Ausbildung attraktivere Arbeitsplatzbedingungen, bessere Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten investieren, um auch zukünftig attraktiver Arbeitgeber, sowie Arbeitsmarkt im Gesundheitswesen zu sein. Digitalisierung ist ja ein sehr komplexes Thema. Was meine ich da im Wesentlichen? Investitionen in eine digitale gestützte Verbesserung der Prozesse. Es gibt überall gute Inseln die nicht miteinander arbeiten und so hat man viele händische Prozesse zwischen digitalen Prozessen und die muss man einfach beseitigen, dann hat man glaube ich ein großes Thema geschafft.
Wie kann man angesichts einer Ressourcenknappheit eine patientenzentrierte Versorgung gewährleisten und welche Rolle spielt hier die Digitalisierung?
Auch hier eine zweigeteilte Antwort. Digitalisierung soll und kann hoffentlich die Prozesse in Zukunft so stark vereinfachen, dass man sich mehr auf den Patienten konzentrieren kann als auf irgendwelche Dokumentationen und und und. Aber das wichtigere ist vielleicht auch noch, dass man sich zukünftig ein Stück weit mehr öffnet Richtung Arbeitsteilung. Also das was im Moment Ärzte machen, kann vielleicht jemand anders machen und das was qualifiziertes Pflegepersonal macht kann in Teilen jemand anders machen. Dazu gibt es schöne Modelle im Ausland wo Ärzte auch zum Teil ganz andere Rollen haben weil viel mehr delegiert wird. Wenn alle mehr delegieren an andere Bereiche, auch an Bereiche und Ausbildungsberufe die es vielleicht noch gar nicht gibt, aber auch an eine breitere Masse oder breiter Zahl an Leuten die die Aufgaben übernimmt. Und jeder macht das wofür er wirklich spezialisiert ist und nicht noch tausend andere Sachen die auch den Beruf nicht immer attraktiv machen.

Medizin ist ja eine besonders wichtige soziale Tätigkeit die immer mehr betriebswirtschaftlich abgebildet wird. Ist es vorstellbar, dass in Zukunft Medizin wieder mehr zum Leitmotiv unseres Handelns wird und die Finanzierung der Medizin folgt oder ist das Träumerei?
Nein, das ist keine Träumerei. Wir bei ARTEMIS haben die Medizin als den höchsten Punkt unseres Leitbildes. Wir wollen und müssen alle höchsten Qualitätsniveau in der Augenheilkunde in unserem Fall einhalten und dann kommen erstens die Patienten und dann kommt auch das Geld. Man wünscht sich naturgemäß immer mehr aber das hat die letzten 20 Jahre hervorragend funktioniert und wird glaube ich auch in Zukunft funktionieren. Der qualitäts Focus darf trotz aller Betriebswirtschaft nicht verloren gehen, sonst verlieren wir den Patienten und irgendwann auch die Gesellschaft.
Welche Veränderungen wünschen sie sich für die Zukunft und wofür setzen Sie sich besonders ein?
Aus unserer Sicht weniger Regulatorik. Ich meine jetzt nicht die Regulierung von Preisen, sondern von Arzt-Zulassungen von MVZ-Zulassungen, und von Abrechnungen ist hoch komplex und macht die Arbeit eigentlich unnötig schwer. Da wünschen wir uns mehr Flexibilität und dafür setzen wir uns auch auf allen Ebenen von der Politik bis runter zur kassenärztlichen Vereinigung, Ärztekammer ein. Könnte ein Traum sein weil bis jetzt ist es immer mehr statt weniger Regulatorik geworden aber wir kämpfen dafür.