Vorteile systemgestützter Effektivität im klinischen Umfeld
„Take the utmost care to get well born“, kann man im literarischen Nachlass von George Bernard Shaw lesen. Gerade für junge Unternehmen und Produkte, die echte Neuheiten darstellen, ist dieser Rat in Bezug auf die Namensfindung auch heute noch wertvoll. „Der richtige Name war ein großes Thema. An irgendeinem Punkt haben wir uns dann zusammengesetzt und uns Zeit dafür genommen“, gibt Yves Lehmkuhl, Geschäftsführers der Zyata GmbH, Einblick in die kreative Herausforderung. „Es geht um Psychiatrie und Begutachtung. Bei Gutachten entstehen aber schnell unpassende Assoziationen, beispielsweise zu Unfallschäden. Wir wollten einen kurzen, einprägsamen Namen und haben uns dabei in Richtung Psychiatrie oder Psychiater orientiert – leider beides eher lange, komplexe Begriffe. Nuschelt man einen langen Namen, wird er meist kürzer und so ist Zyata entstanden, sozusagen eine kürzende phonetische Anlehnung an Psychiater.“
Dr. André Schmoller ist seit zehn Jahren psychiatrischer Gutachter und hat in dieser Tätigkeit die Notwendigkeit systemgestützter Effektivität erfahren. Grundstein für die spätere Gründung des Lösungsanbieters war der persönliche Kontakt zu einem Entwickler, der erste administrative Abläufe digitalisieren konnte. „Dr. Schmoller hat erkannt, wie viel schneller er dadurch in seiner Rolle als Gutachter geworden ist, und auch bei anderen Gutachtern Interesse an Unterstützung vermutet“, verdeutlicht Yves Lehmkuhl die Motivation. „Die Vision ist, die Zielgruppe von allen administrativen Aufgaben zu befreien. Mich selbst hat gereizt, nicht nur Psychiatern, sondern insbesondere deren Patienten einen Vorteil zu verschaffen. Wir gehen davon aus, dass im Betreuungsrecht in Deutschland jährlich mehr als eine Million Gutachten erstellt werden: viel Potenzial für Zeitersparnis und auch Qualitätsverbesserungen in der Umsetzung der Begutachtungen, die später Entscheidungsgrundlagen bei Gericht werden.“
Mehr Qualität und Zeitersparnis durch Digitalisierung
Die angedachte ganzheitliche Softwarelösung für den Markt der psychiatrischen Gutachter – und später gegebenenfalls auch für Psychologen und Kliniken – ist inzwischen im Test der Beta-Version. Der Verkaufsstart ist noch für dieses Jahr geplant. „Mit Dr. Schmoller haben wir einen versierten Tester innerhalb unserer Organisation. Da er sich natürlich bereits in der Entwicklung stark eingebracht hat, gehen wir von positiven Rückmeldungen im Rahmen des Beta-Tests aus“, blickt Yves Lehmkuhl auf die kommenden Monate. „Unser Ziel ist ein Markteintritt bis Weihnachten. Auch dabei spielt Dr. Schmoller eine wesentliche Rolle, denn Ärzte kaufen von Ärzten. Medizinisches Fachwissen ist dabei entscheidend, und es wäre sicherlich wenig vertrauenswürdig, wenn ich als branchenfremder Produktmanager behaupten würde, die besseren Gutachten erstellen zu können. Mir fehlen dafür ein entsprechendes Studium und die anschließende fachliche Aus- und Weiterbildung. Das alles muss sich aber in der Software widerspiegeln.“
Das Potenzial zur Verbesserung der Gutachten-Qualität sowie zur Zeitersparnis durch die neue Software schätzt man bei Zyata als immens ein. Naheliegend für Automatisierungen sind Themengebiete wie Rechnungsstellung oder Terminfindung, -planung und -einladung, die heute zwar bereits in Systemen abgebildet sind, teilweise aber auch in den Gutachten selbst Erwähnung finden. „Das ist nur ein kleiner Punkt, aber beispielhaft für eine ganze Reihe administrativer Aufgaben, die ein Psychiater nebenbei zu bewältigen hat. Unsere Lösung vereint Büro- mit psychologischer Kompetenz: Die psychopathologische Befundung innerhalb eines Gutachtens erfolgt standardisiert. Wir richten uns nach dem AMDP-System (Arbeitsgemeinschaft für Methodik und Dokumentation in der Psychiatrie), das immer gleiche Merkmale prüft und gleiche Symptome abfragt. Anstatt wie bisher mit von spezialisierten Verlagen angebotenen Fragebogenvorlagen in Papierform zu arbeiten oder gleich ganz frei zu formulieren, kann das Gutachten jetzt strukturiert im System und damit auch direkt digital erstellt werden. Erklärungsbedürftige Begriffe werden automatisch in Fußnoten für Nicht-Mediziner, wie Richter, ausgeführt. Gutachter erhalten zudem die Möglichkeit, die eigenen Entscheidungswege aller von ihnen bisher gestellten Diagnosen transparent zu überblicken und zu vergleichen.“
In der Digitalisierung liegen gewaltige Chancen
Die Digitalisierung des Ökosystems aus Gesundheitswesen und juristischen Organen in Deutschland schreitet inzwischen deutlich voran. „Größtenteils existieren Gerichtsakten noch immer ausschließlich in Papierform. Bewegt sich eine Akte hin zum Gutachter und anschließend wieder zurück zum Gericht, nimmt sie den Postweg. Das ist im Prozess ein deutlicher Hemmschuh“, zeichnet Yves Lehmkuhl ein Bild der Ausgangslage. „Seit neuestem wird aber auf eine digitale Lösung gesetzt und Gutachten werden entsprechend digitalisiert. Das erleichtert und beschleunigt die Kommunikation – Akten sind nicht mehr während des Transports dem Zugriff entzogen, der Datenaustausch bedarf keiner ausschlaggebenden Zeitpanne mehr und die Beteiligten können anstehende Aufgaben belastbar einplanen. Es gibt Fälle vor Gericht, da ist dieser Zeitgewinn unglaublich wertvoll: Wenn Menschen aufgrund psychischer Erkrankungen in eine Spirale unkontrollierbarer Ausgaben geraten, so dass grundlegende finanzielle Verpflichtungen nicht mehr erfüllt werden können, ist eine schnelle gesetzliche Betreuung dieser Personen wichtig. Psychiatrische Gutachten sind ein Teil des leider langwierigen Prozesses der Beantragung einer Betreuung bis hin zur richterlichen Entscheidung. Wir stellen uns vor, dem hohen Bedarf an Gutachten und der aufwändigen Erstellung mit Zyata zu begegnen und im Einzelfall den zeitlichen Unterschied auszumachen.“
Sehr präsent, wenngleich für konkrete Anwendungsfälle der Branche noch weiter in der Ferne, ist der Einbezug Künstlicher Intelligenzen. Auch Yves Lehmkuhl denkt bereits über KI-Möglichkeiten innerhalb der eigenen Softwarelösung nach: „Für unser MVP (Minimal Viable Product), die Produktversion, die wir jetzt lancieren werden, ist das noch keine Option. Es liegt auch noch kein fertiges Konzept in der Schublade, aber der Bereich entwickelt sich ja unglaublich schnell. Ich stelle mir vor, dass ein Psychiater ganz unstrukturiert vorarbeitet und der KI-Zauberknopf daraus ein perfekt ausformuliertes Gutachten erstellt. Ein riesiges Einsparungspotenzial ließe sich so heben. Theoretisch sind dafür alle Möglichkeiten bereits vorhanden und vielleicht gibt es bald integrierbare Open-Source-Angebote. Oder wir erschaffen einen künstlichen Berater, der dem Psychiater auf Basis gespeicherten Vorwissens Vorschläge für Vorgehensweisen oder Ergänzungen macht. Dafür bedarf es keiner vertraulichen Patientendaten, sondern anonymer Daten zu Entscheidungswegen. Allein Dr. Schmoller selbst hat inzwischen etwa 7.000 solcher Datensätze, die wir amortisieren könnten.
Technisch und rechtlich sicher gespeicherte Daten
Gutachter erstellen Gutachten. Dem schließt sich dann die Frage nach der richtigen Aufbewahrung an, zumeist in Form einer Datenspeicherung. Der eigene Rechner erscheint dafür technisch zu anfällig, übliche Cloud-Dienste kollidieren aufgrund der schutzbedürftigen Natur der Patientendaten mit Datenschutzbestimmungen. Die Antwort steht oftmals in Form eines eigenen Home-Servers im Büro, der Administration und Wartung benötigt. „Gutachter werden vereidigt und sind für den richtigen Umgang mit Patientendaten sensibilisiert. Es gibt psychiatrische Gutachter, die in einer Klinik arbeiten und aus dieser sicheren Klinikinfrastruktur heraus Gutachten erstellen. Viele sind aber selbständig und stehen damit technischen und rechtlichen Fragen zunächst eben auch selbst gegenüber. Es fehlt dann möglicherweise an Reflexionen aus der Peer-Group“, kommt Yves Lehmkuhl mit dem Datenschutz auf einen zentralen Punkt des Angebots zu sprechen. „Dr. Schmoller hat diese Herausforderungen als Gutachter persönlich erfahren und unsere Software ist entsprechend aufgesetzt. Das stellte für ihn eine intrinsische Motivation dar, mit den sensiblen Patientendaten technisch und vor allem rechtlich richtig umzugehen. Zyata-Nutzer vertrauen uns die Daten ihrer Patienten an, die wir auf unseren eigenen, gesicherten Servern ablegen. Der Zugriff ist durch eine Zwei-Faktor-Authentifizierung und Passwortanforderungen gut geschützt und wird immer protokolliert. In der Entwicklung haben wir von Anfang an Anwälte und Datenschutzexperten eingebunden, die auf das Thema Software im Gesundheitswesen spezialisiert sind, so dass wir alle Anforderungen hierzulande erfüllen. Und wir kommunizieren das Thema gerne ganz offen.“
Aufgrund der Vielzahl an Angriffsflächen ist für Gutachter ein bewusster Umgang mit den Daten ihrer Patienten dennoch wichtig. Wie sieht der Datenfluss einer Diktierapplikation aus? Wie funktioniert die Texterkennung im PDF? Ist eine WLAN-Verbindung sicher? „Ein Nutzer ist immer auch selbst für die Sicherheit der ihm anvertrauten Informationen verantwortlich. Aber wer solche Themen bearbeitet, geht mit den von ihm beherbergten Daten auch verantwortlich um. In Gesprächen werden Datenschutzthemen immer angeschnitten, Gutachter zeigen durchaus Sorge, dass mit Daten nicht sorgfältig genug umgegangen wird. Nicht nur unsere Kunden fragen, auch deren Auftraggeber – die Gerichte – sind erst einmal skeptisch. Ein Grund mehr für uns, hier schon in der Softwarearchitektur und -entwicklung auf Nummer Sicher zu gehen.“
Wirtschaftliche Anreize für schnellere Hilfe
Mehr Gutachten und gleichzeitig mehr Zeit für das Wesentliche. Mit diesem klaren Versprechen geht Zyata auf die Zielgruppe zu. Bedenkt man die Spanne eines drei- bis vierstelligen Betrags je Gutachten, stehen tangible finanzielle Vorteile im Raum. „Das mag im ersten Moment vielleicht ziemlich direkt und wenig charmant klingen, aber der wirtschaftliche Anreiz ist letztlich auch ein Hebel schnellerer Hilfe für Patienten. Die Gerichte können angesichts der sehr umfangreichen vorgelegten Dokumente von mehr Struktur und Geschwindigkeit nur profitieren. Die Rückmeldungen, die Dr. Schmoller von den auftraggebenden Richtern dank unserer Software für seine Ausarbeitungen erhält, sind überaus positiv und zufriedene Auftraggeber beauftragen dann erfahrungsgemäß auch erneut“, erklärt der Geschäftsführer. „Als erste dedizierte Lösung für die Zielgruppe erwartet uns noch kein entsprechender Markt, aber unser Ziel sind zunächst fünf Prozent der Psychiater. Aufgrund unseres Preismodells und der Anreize sollte es gelingen, potenzielle Kunden davon zu überzeugen, ihre gewohnte Arbeitsweise zugunsten einer Softwareunterstützung abzulösen. Erste Interessenten melden sich schon regelmäßig, um den Marktstart nicht zu verpassen.“