Digitalisierung und Big Data im Gesundheitswesen aus Sicht eines Versicherers

Marcel Nunne, Senior Account Manager, SHAM, im Interview mit POLAVIS über Digitalisierung und Big Data im Gesundheitswesen.

POLAVIS im Gespräch mit Marcel Nunne, Senior Account Manager bei SHAM auf dem Hauptstadtkongress 2019 in Berlin.

Welche Prozesse in der Gesundheitsversorgung sind bisher schon relativ weit digitalisiert und wo gibt es noch großen Nachholbedarf?

Ich glaube das ist immer eine Frage der Perspektive. Was ich wesentlich finde ist einfach die intersektorale Vernetzung. Ich bin von der Sham Deutschland, wir haben einen europäischen Hintergrund, sind Haftpflichtversicherer in Europa für Behandlungsrisiken und da sehen wir gerade, dass andere europäische Länder deutlich weiter sind in der Vernetzung und auch darin die Digitalisierung zu nutzen, um Informationen von A nach B zu bekommen, vom niedergelassenen Arzt bis ins Krankenhaus, bis vielleicht zum Spezial Versorger etc. Ich glaube, dass ist der größte Hebel, den es so gibt.

Welche Vorteile sehen Sie in einer intersektoralen Vernetzung aller Akteure?

Ich habe nicht nur tatsächlich, sondern sprichwörtlich die Versicherer-Brille auf. Uns geht es wirklich darum, die Patientensicherheit zu erhöhen und damit auch die Risikokosten, die im Gesundheitswesen entstehen durch Ineffizienzen und diese über die Digitalisierung möglichst zu reduzieren und handelbar zu machen.

Big Data Analysen sind in Deutschland noch relativ weit eingeschränkt. Gefährdet ein überzogener Datenschutz das Leben der Patienten?

Das ist eine steile These. Ich glaube es kann in die eine wie die andere Richtung ausschlagen. Natürlich will kein Patient in Deutschland der gläserne Patient sein dessen leben quasi vollkommen transparent und öffentlich gemacht wird. Man muss den Patienten einfach mitnehmen und eben auch darstellen was das für einen Nutzen hat. Denn nichts desto trotz ist Big Data ein Buzzword was überall genannt wird auch hier auf dem Hauptstadt Kongress. Ich glaube wir sollten uns da auch als Gesellschaft sehr stark mit auseinandersetzen – wie weit kann das Gehen wie weit will ich das tatsächlich nutzen und wo sind letztendlich auch grenzen. Aber ich glaube das kann ich jetzt nicht beantworten, sondern ich glaube das ist ein Ergebnis eines gesellschaftlichen Diskurses, den wir führen müssen, den wir uns aber auch nicht verschließen sollten.

Digitalisierung ist ja ein großes Thema, das war letztes Jahr schon hier der Themen Aufhänger, dieses Jahr wieder. Wo sehen sie denn wo sich was geändert hat in den letzten Jahren?

Schwierig, also ich glaube man sieht das so ein Stück weit in den Investitionen, die es im Krankenhaus Segment gibt – was die Erneuerung der Technik angeht, was auch einfach den Mindeset und den Fokus auf dieses Thema angeht. Aber ich glaube, es gibt noch wirklich viel Luft nach oben. Investitionsmittel an sich im Krankenhaus Bereich sind ein riesen Thema, da gibt es deutlich zu wenig in Deutschland, dass wird in jedem zweiten Vortrag diskutiert wichtig ist, dass man sie richtig einsetzt.