Krankenhäuser wollen mit KHZG-Förderung die Patientenbeteiligung stärken

Mit dem Krankenhauszukunftsgesetz stellen Bund und Länder den Gesundheitseinrichtungen insgesamt 4,3 Milliarden Euro an Fördermitteln zur Verfügung. Bis zum 31. Dezember 2021 konnten die entsprechenden Förderanträge beim zuständigen Bundesamt für Soziale Sicherung (BAS) eingereicht werden. Das Ergebnis: Fast die gesamten Fördermittel sind beantragt worden. Laut eigener Auskunft erhielt das BAS fristgerecht 6.076 Anträge mit einem Fördervolumen von 3,042 Milliarden Euro. Bei den Ländern sind zudem 1,246 Milliarden Euro beantragt worden. Die meisten Anträge kommen mit 1.467 aus Bayern und 1.159 aus Nordrhein-Westfalen, den bevölkerungsreichsten Bundesländern mit der höchsten Krankenhausdichte. Insgesamt entfällt der Großteil mit 1.533 Anträgen auf die digitale Dokumentation und 1.130 Anträgen auf Patientenportale. Nun haben die Krankenhausträger bis zum 31. Dezember 2024 Zeit, ihre geförderten Digitalisierungsprojekte erfolgreich umzusetzen.

Diese Zahlen zeigen, dass Gesundheitseinrichtungen ihren Fokus auf die Patientenbedürfnisse und die Umsetzung patientenzentrierter Lösungen legen. Damit entsprechen sie den abgeleiteten Zukunftsszenarien des Health Reports 2022. Der Erhebung nach mangelt es den Kliniken nicht nur an Intensivkapazitäten, sondern vor allem auch an Personal – und damit verbunden an Zeit, Patienten die gebotene Aufmerksamkeit entgegenzubringen. Gleichzeitig steigt bei den Patienten aber der Wunsch, stärker in die eigene Behandlung einbezogen und individueller betreut zu werden. Die Akzeptanz gegenüber digitalen Medizinprodukten und -angeboten ist so hoch wie nie zuvor.

Allerdings ist vieles davon heute nur Wunschdenken, wie eine erste Zwischenauswertung des DigitalRadars zeigt. Der weist bei der digitalen Einbindung der Patienten (Patientenpartizipation) in den Behandlungsprozess noch einen erheblichen Nachholbedarf aus. Auch in den Dimensionen klinische Prozesse, Informationsaustausch und Telehealth gibt es Entwicklungspotenzial. Der DigitalRadar ist die erste systematische Online-Erhebung zur Evaluierung des Reifegrads deutscher Krankenhäuser hinsichtlich der Digitalisierung. Insgesamt gaben 1.616 Krankenhäuser – das entspricht 91 Prozent aller Plankrankenhäuser – zwischen Oktober und Dezember 2021 eine Selbsteinschätzung u.a. zu ihren klinischen Prozessen, den Möglichkeiten zum Informationsaustausch oder der Patientenpartizipation ab. Die Ergebnisse zeigen sehr große Unterschiede. Der niedrigste Punktwert liegt bei 3,27 Punkten von möglichen 100, der höchste bei respektablen 63,87 Punkten. Durch das KHZG werden, so die Hoffnung, Lücken in der Digitalisierung geschlossen und Krankenhäuser auf ihrem Weg in die digitale Zukunft systematisch unterstützt. Als Folge soll sich die digitale Reife in den nächsten Jahren spürbar verbessern.

Viele Krankenhäuser wollen mit KHZG-Förderung die Patientenbeteiligung stärken

Berliner Kliniken setzen auf Patientenportale

Bei den KHZG-Förderanträgen für den Aufbau digitaler Patientenportale ist Berlin prozentual stark vertreten. Insgesamt 39 von 51 Krankenhäusern haben in der Hauptstadt Mittel dafür beantragt, so die Techniker Krankenkasse (TK) in einer Mitteilung. Über die digitalen Portale solle die Kommunikation bei der Aufnahme und Entlassung von Patienten vereinfacht werden. So könnten Patienten etwa vorab Dokumente hochladen oder sich über die Behandlung und den Verlauf der Therapie informieren. Wer entlassen wird, erhält auch hier die Infos zur Anschlussbehandlung und den Medikationsplan über das Portal. Das digitale Patientenportal könne laut TK für Transparenz sorgen. Vor allem aber spart die Patientenakte dem Personal in den Kliniken wertvolle Zeit: Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegefachkräfte wollen sich vorrangig um kranke Menschen kümmern – nicht um Büroarbeit.

Ein Vorreiter in Sachen Digitalisierung ist bereits seit Jahren die Charité. Auch die Universitätsklinik nutzt die Förderungen primär zur Optimierung des Patientenmanagements, neben anderem durch den Einsatz digitaler Patientenportale. Allerdings hat eine interne Analyse gezeigt, dass die IT-Infrastruktur bisher kaum in der Lage ist, allen geforderten MUSS-Kriterien gemäß KHZG zu entsprechen. Was für kleine, kommunale Häuser eine tröstliche Erkenntnis sein muss – hat man doch vorrangig ihnen in diesem Bereich Optimierungspotenzial zugesprochen.

Change Management als Herausforderung

Hier wie dort müssen bei den Digitalisierungsvorhaben die Mitarbeitenden – vor allem die in der Ärzte- und Pflegeschaft – mitgenommen werden, wie es so passend heißt. Sie dürfen nicht das Gefühl haben, dass die Digitalisierung sie überkommt. Die eigentliche Herausforderung liegt also in einem gelungenen Change Management.

Wo möchten wir hin? Wieso machen wir das? Was bedeutet das für die Einrichtung und die einzelnen Mitarbeitenden? Diese und weitere Fragen müssen beantwortet werden. Eine offene und gute Kommunikation ist das A und O im Prozess des Change Managements. Sie definiert gemeinsame Ziele und offenbart den Weg zur Erreichung. Gerade für Mitarbeitende, die unsicher sind, sind Informationen, wo sie in diesem Prozess stehen, wo das Ganze hinführen soll und was er für sie selbst bedeutet, entscheidend. Man sollte die Mitarbeitenden gründlich auf Veränderungen vorbereiten und einen Dialog zwischen der IT, der Anwendungsbetreuung und den Nutzenden fördern. Eine transparente Kommunikation sorgt dafür, dass am Ende neue Lösungen als Benefit und als Arbeitsentlastung, auch für den Einzelnen, gesehen werden und nicht als zusätzliche Belastung.